Vorweihnachtszeit in der Krise und wieso die Teetasse halbvoll ist
Ja. Es werden wieder Spiele für Weihnachten kommen. Aber im Moment scheint alles ein wenig komisch. Wir sind umgeben von Krisen, wir sind in der Mitte einer Teuerung, die viele Gründe hat. Die chinesische COVID Politik, die Lieferketten, die zum Erliegen kamen, ein hochkrimineller Diktator, der ein freies Land angreift, Korruption und Gewinngier von Konzernen. Ich nenne es Gier. Gier ist schlecht, erfolgreiches Wirtschaften ist gut.
Was nicht an der Teuerung schuld ist sind die Sanktionen gegen Russland, der ukrainische Kampf um Selbstbestimmung, die Flüchtlinge oder der Klimaschutz.
Mir ist es aber wichtig, dass ich einen Beitrag poste um einige Dinge zu sagen, die ich los werden will.
Denn Weihnachten steht bei uns unter dem Motto:
Freundlichkeit, statt Angst.
Es ist der erste Dezember und viele merken es nicht. Es ist Fußball WM und es passt nicht zur Jahreszeit.
Die Stromrechnung ist höher denn je, die Weihnachtsgeschenke wirken teurer denn je und irgendwie ist alles kälter denn je. Und das auch ganz ohne Schnee und Minusgrade.
Ja. Die letzten Jahre waren voller Krisen und Angst zu haben ist berechtigt. Es ist verständlich. Ich verstehe jede, die Angst hat. Angst, ob das Geld noch reicht. Angst, ob es bald einen Blackout gibt. Angst vor Krieg. Angst vor eine erneuten Aufflackern der Pandemie. Wie immer vor Weihnachten haben auch viele Angst vor dem allein sein. Und alles das verstehe ich.
Es ist auch nicht nur eine abstrakte Angst. Eine alleinerziehende Mutter, die früher gut über die Runden kam, ist durch diese ganzen Krisenjahren nun armutsgefährdet. Ein selbstständiger Handwerker, der gut leben konnte bekommt einen Schick, wenn er die Stromrechnung liest.
Vieles wurde in den Krisen ungerechter. Und das kann jeder einzelnen Angst machen.
Mir ist aber vor Weihnachten wichtig Mut zu machen und ein wenig Realität in die Welt zu bringen.
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Nochmal. Wenn du zu den Menschen gehörst die Angst haben, die es schwer haben und denen es im Moment nicht gut gehst, kann ich das nachvollziehen. Ich kann dich verstehen.
Ich bin in der Krise Mutter geworden und meine Perspektive hat sich verändert. Eine Familie zu gründen, einen Lockdown zu erleben und zu sehen wie die Gesellschaft von Idioten, ich finde kein besseres Wort, gespalten wird hat mich verändert. Es hat mir gezeigt das Kleine mehr zu schätzen als das Große. Das schönste Auto um zum schönsten Ferienhaus zu fahren und den besten Wein zu trinken ist wertlos im Vergleich zu einer bequemen Coach, bequemen Socken und einer Tasse heißer Schokolade.
Die Freiheit und den Luxus sich in eine Wolldecke zu kuscheln, mit gleichgesinnten zu chatten und Spass zu haben ist mehr wert als im Casino Champagner zu trinken.
Was diese Zeit braucht, und ich meine nicht nur die Krisenzeit, sondern vor allem die Weihnachtszeit ist Zusammenhalt. Und ja. Mir wurde klar, dass das nur bei einem selbst beginnen kann. Wenn man selbst unglücklich ist und Schuldige sucht, wenn man selbst mit dem Finger auf andere zeigt und wenn man selbst nicht sieht was man haben kann, kann man kein gutes Gefühl auf andere übertragen. Man kann keine Freundlichkeit in die Gesellschaft zurück bringen.
Ich bin der Meinung wir sind viel zu unfreundlich als Gesellschaft. Wir erheben uns nicht durch eigene Leistung, sondern durch die Abwertung von Anderen.
Als begeisterter Fotografin höre ich immer wieder. „Wow. Deine Kamera macht gute Fotos.“ Nein. Meine Kamera macht keine Fotos. Ich mache Fotos. „Mit der Kamera könnte ich das auch.“ Dann mach.
Wir müssen als Gesellschaft in der Vorweihnachtszeit freundlich zueinander sein. Und das schaffen wir nur, wenn wir selbst freundlich zu uns sind.
Wir müssen in diesem Winter Energie sparen. Und dafür ist alleine der Angriff eines Despoten auf ein freies Land verantwortlich. Nicht die Sanktionen. Diese sind nur eine notwendige Reaktion, die auf Dauer genau die Wirkung zeigen wird, die sie zeigen soll.
Jetzt stehen wir vor der Frage, was sollen ihr tun? Sollen wir ins Internet schreiben, wie schlimm alles ist oder sollen wir etwas anderes machen. Eine Lichterkette statt fünf? Lieber ein warmes kuscheliges Outfit am Abend in der Wohnung, einen heissen Tee oder Glühwein auf der Coach und sich mit Dingen beschäftigen, die uns glücklich machen?
Was ich dir sagen will ist, mach es dir doch schön. Mach es dir doch gemütlich.
Mach doch mal folgendes. Geh am Abend spazieren. Geh raus und spür was. Nimm deinen Hund oder deinen Kopfhörer und geh raus. Eine Stunde. Bis es kalt wird. Dann komm nach Hause. Zieh dir was gemütliches an. Mach es dir so gemütlich wie es geht und mach etwas für dich. Lies ein Buch, chatte, spiel Playstation, schau dir einen Film an, hör Musik, Schau dir einen Comic an, Kuschel dich in die Wolldecke und lass die Seele baumeln. Und mach das mit offenem Herz und mach es bewusst. Du wirst sehen, dir geht es gut. Milliarden von Menschen auf der Welt haben diesen Luxus nicht.
Schreibe Leute an, die du kennst und mit denen du Zeit verbringen willst. Rede mit deiner Familie, mit deinen Freunden.
Niemand kann dir das nehmen. Und niemand darf dir das nehmen.
Sei freundlich. Zu dir selbst.
„Aber das bringt mir kein Geld für Weihnachten.“ Schon klar. Aber du schenkst schon viel. Du schenkst deine Freundlichkeit. Diese Krisen werden enden. Diese Probleme werden irgendwann Geschichte sein. Und das schlimmste was jetzt passieren kann, ist das du vor lauter Angst Weihnachten verpasst.
Ich fand den Lockdown auch schrecklich. Plötzlich nicht mehr am Abend an der Bar mit Menschen, die ich liebe und gerne habe einen Drink nehmen können. Die Telefonate mit älteren Menschen, die ich liebe, deren Sorge. Diese fanatischen Trottel, die sich für Freiheitskämpfer halten und gegen Gesundheit demonstrieren im Fernseher. Aber wir haben uns eine Art Kapsel geschaffen. Wir haben zuhause gelebt, gearbeitet und geliebt. Wir haben uns unterhalten, Spiele gespielt und haben es genossen Zeit füreinander zu haben.
Was dir jetzt fehlt kannst auf mit etwas anderem ausgleichen. Statt 3 Geschenken für jeden nur noch eines und eines für alle zusammen. Ein Geschenk, dass dich und deine Familie bei einem heißen Tee oder Glühwein in gemütlichen Hausanzügen etwas zusammen tun lässt.
Wir hören immer wieder von unseren Großeltern, dass es früher weniger Konsum zu Weihnachten gab und das alles doch viel schöner war. Man hatte Zeit und genoss einfach die Stimmung. Dann machen wir doch ein Weihnachten wie früher.
Gönn es dir, dass du es gemütlich hast und das du freundlich bist. Dann ist deine Teetasse halbvoll. Und dann findest du alles was du für Weihnachten brauchst.